In der aktuellen Ausgabe von „Kindertagesbetreuung Kompakt“ veröffentlicht das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unter Mitwirkung der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) und des Deutschen Jugendinstituts (DJI) nun zum achten Mal in Folge Daten zum Ausbaustand und zu den Elternbedarfen in der Kindertagesbetreuung sowie in der Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter.
Platzausbau setzt sich in den drei Altersgruppen fort
Im Jahr 2022 besuchten erneut mehr Kinder bis zum Schuleintritt ein Angebot der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung als im Vorjahr (vgl. auch Afflerbach/Meiner-Teubner 2023). Nachdem im Jahr 2021 erstmals ein Rückgang in der Anzahl der unter 3-Jährigen verzeichnet wurde, nutzen im Jahr 2022 bundesweit 28.790 Kinder mehr ein Angebot der Kindertagesbetreuung als im Vorjahr, was einem Anstieg um 4% entspricht. Bei den Kindern ab drei Jahren bis zum Schuleintritt kamen im Jahr 2022 38.553 Kinder (+1,5%) hinzu. Auch bei den Kindern im Grundschulalter wurden für das Jahr 2022 rund 56.000 Kinder (+3%) mehr in der Statistik erfasst, als dies ein Jahr zuvor der Fall war (vgl. auch Meiner-Teubner 2023). Während der Anstieg in der jüngsten Altersgruppe das vorpandemische Niveau im Jahr 2022 übersteigt, zeigt sich in beiden älteren Altersgruppen seit dem Jahr 2020 ein gebremster Ausbau.
Nach wie vor deutliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei den unter 3-Jährigen und den Kindern im Grundschulalter
Die Beteiligungsquote der unter 3-Jährigen lag im Jahr 2022 bei 35,5%, was einem neuen Höchststand entsprach. Wie die Daten der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des DJI zeigen, besteht weiterhin eine Lücke zwischen der Beteiligungsquote und dem Elternbedarf, der im Jahr 2022 bundesweit bei 49,1% lag. Bei den Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt ist die Differenz zwischen der Beteiligungsquote und dem Elternbedarf mit 4,5 Prozentpunkten weiterhin deutlich geringer, was auch damit zusammenhängt, dass die Beteiligungsquote mit bundesweit 92,0% sehr hoch ist und bereits nahezu alle Kinder dieser Altersgruppe entsprechende Angebote nutzen.
Mit rund 55% wurde im Schuljahr 2021/2022 bundesweit mehr als jedes zweite Grundschulkind im Alter von unter elf Jahren ganztägig in Hort- und schulischen Ganztagsangeboten betreut. Allerdings wünschten sich mit 73% Eltern dieser Kinder deutlich mehr Familien ein entsprechendes Angebot.
Damit wird insgesamt deutlich, dass der Ausbau zwar weiter vorangeschritten ist, jedoch zukünftig noch hohe Anstrengungen erforderlich sind, um die Bedarfe der Eltern erfüllen zu können. Auf der Länderebene zeigen sich allerdings erste Anzeichen, dass in den ostdeutschen Flächenländern zukünftig gegenläufige Entwicklungen zu erwarten sind und hier in vielen Regionen bald mehr Plätze verfügbar sein werden, als benötigt werden. Vertiefende Analysen dazu finden sich auch in den bereits veröffentlichen Beiträgen in KomDat Heft 3/22 und KomDat Heft 1/23. Zudem plant die AKJStat in den nächsten Monaten eine Aktualisierung der Platz- und Personalbedarfsvorausberechnungen für Kinder bis zum Schuleintritt bis zum Jahr 2035 vorzulegen.
Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2022 [Download]
Weiterführende Literatur
Afflerbach, Lena Katharina/Meiner-Teubner, Christiane (2023): Kindertagesbetreuung im Jahr 2022 – zwischen Ausbaubedarf und Fachkräftemangel. In: KomDat, 25. Jg., Heft 3/22, S. 1-4. [Download]
Meiner-Teubner, Christiane (2023): Gebremster Ausbau der ganztägigen Angebote für Grunschulkinder – vielfältige Gründe möglich. In: KomDat, 26. Jg.; Heft 1/23; S. 4-8. [Download]
Kontakt
Lena Katharina Afflerbach
0231/755-94010
lena.afflerbach@tu-dortmund.de
Dr. Christiane Meiner-Teubner
0231/755-8188
christiane.meiner@tu-dortmund.de